Interview mit Waschanlagen-Pionier Gebhard Weigele

Erste Versuche mit einem Gemisch aus Wasser und Sägemehl

Interview mit Waschanlagen-Pionier Gebhard Weigele

Waschanlagen-Pionier Gebhard Weigele. Foto: WashTec

Frage: Herr Weigele, vor 50 Jahren wurde von Herrn Sulzberger und Ihnen die erste automatische Autowaschanlage gebaut. Wie ist die Idee entstanden?
Weigele: Wir hatten zusammen ein Architekturbüro und von den Baustellen immer schmutzige Autos. 1960 gab es zwar noch nicht viele Autos auf den Straßen, aber wenn man waschen wollte, dann musste man lange warten, bis es an der Tankstelle Platz in der Waschhalle gab, in der man seinen Wagen zeitaufwändig manuell per Schlauch und Wasser waschen konnte. So entschlossen wir uns, eine Autowaschanlage zu bauen, die man in die Waschhalle einer Tankstelle einbauen konnte. Wir begannen an den Wochenenden unsere Idee umzusetzen.

Frage: Wie haben Sie mit Herrn Sulzberger hinsichtlich Autowaschanlagenentwicklung angefangen? Mit welchen Problemen hatten Sie generell bei der Entwicklung zu kämpfen?
Weigele: Da wir zu jener Zeit nicht an Waschbürsten gedacht haben, haben wir versucht, das Auto mit einem Wasser-Sägemehl-Gemisch abzuspritzen. Das Auto wurde durch den abrasiven Effekt sauber, aber Sägemehl war nicht geeignet, da es mit dem Schmutz schwer wurde und nicht im Waschwasserkreislauf gehalten werden konnte. So haben wir es dann mit Korkmehl versucht. All dieses Material trat jedoch in Ritze und Schlitze des Fahrzeuges ein und war kaum wieder zu entfernen. Wir fingen hinsichtlich der Entwicklung der Auto-Waschmaschine also bei Null an.

Frage: „Wesumat 1“ oder auch „Rundläufer“ genannt war die erste Anlage, die Sie und Herr Sulzberger gebaut hatten. Wie lief der Waschgang in der ersten Waschanlage ab?
Weigele: Es handelte sich hier um eine Maschine mit einer bis zur Fahrzeug-Dachmitte reichenden Bürste und einer ca. 2 m hohen Seitenbürste. Ein Waschumlauf um das Fahrzeug – daher auch Rundläufer – verbrauchte ca. 45 Liter Wasser. Je nach Verschmutzungsgrad des Fahrzeuges dauerte eine Wäsche ungefähr zwei Minuten, konnte aber auch ausgedehnt werden. Die Waschmaschine arbeitete mit Waschmitteln, die wir nach Rezepten der Chemieindustrie selbst herstellten.

Frage: Wie viel Handarbeit war bei einer Autowäsche damals noch von Nöten?
Weigele: Man musste immer noch den Knopf für Start und Stopp betätigen, um die Maschine zum Laufen und Stehen zu bringen. Außerdem mussten vom Mitarbeiter auch erst die Bürsten am Fahrzeug angelegt werden, bevor es gewaschen werden konnte. Somit ist doch in geringem Maße menschliche Arbeitskraft von Nöten gewesen. Auch damals haben alle Fahrzeugmodelle bis zu 2m Höhe in die Anlage gepasst, da sich die Pendel der Bürsten an die Kontur des Autos angepasst haben.

Frage: Mit welchem Fahrzeug wurde der erste Waschgang durchgeführt?
Weigele: Die ersten Testfahrzeuge waren unsere eigenen Autos, besonders der Mercedes von Herrn Sulzberger.

Frage: Woher hatten sie das Startkapital?
Weigele: Unser anfängliches Hobby bezahlten wir aus eigener Tasche.

Frage: Wie erfolgte der Ablauf in der Entwicklungsgeschichte?
Weigele: Der Rundläufer war die erste unserer Erfindungen. Darauf folgten die automatische Waschstraße mit Münzautomat, die Portalanlage und zuletzt kamen die Nutzfahrzeugwaschanlagen und SB-Waschplätze hinzu.

Frage: Was hielten ihre Familien von dem „Zeitvertreib“? Wurden Sie unterstützt?
Weigele: Anfangs waren Familie und Freunde schon etwas skeptisch. Meine Frau besuchte mich jedoch regelmäßig mit unserer neugeborenen Tochter während der wochenendlichen Entwicklungen in der „Erfinderhütte“ in Augsburg und unterstützte uns in unserer Idee.

Frage: Ein Meilenstein war sicherlich die Vergabe der Lizenzen für Produktion und Vertrieb ihrer Maschinen an den Flugzeughersteller und Maschinenbauer Messerschmitt. Wie gestaltete sich damals die Konkurrenzsituation mit Kleindienst?
Weigele: Unser Vorteil bestand darin, dass schon die ersten 1000 Waschanlagen über Messerschmitt verkauft waren, als Kleindienst erst die Produktion aufnahm. Der Markt kannte uns also bereits. Kleindienst hat dann eine frühe Version der Portalwaschanlage gebaut, was zukunftsweisend war. In der Zeit der Kleindienst-Anlagen hatte Messerschmitt allerdings noch für weitere 500 Maschinen der Version „Wesumat 3“ Material vorrätig, was erst verbaut werden musste, ehe es schließlich in Richtung Portalanlage ging. Unsere spätere Portalanlage war dann wieder eine eigene Entwicklung, die sich technisch von der Kleindienst-Entwicklung unterschied.

Frage: Die offizielle Patentanmeldung der ersten automatischen Waschanlage erfolgte 1962. Wann wurde denn Ihre Firma WESU gegründet und wie kam der Firmensitz in Düsseldorf zustande?
Weigele: 1963 wurde zunächst unsere Firma, die WESU Weigele & Sulzberger GmbH & Co. gegründet, die für die Herstellung und den Vertrieb der Anlagen zuständig war. Alles wurde größer und professioneller. Nach dem Ausscheiden aus der Firma von Herrn Sulzberger 1975 gab es nur noch die WESU Weigele GmbH & Co.KG.. In der Zeit kam das Angebot unseres Lizenznehmers für Waschstraßen, der Firma IMO, den Vertrieb zu übernehmen. Gleichzeitig wurde 1975 die WESUMAT Vertriebs GmbH mit Herrn Wolfgang Decker als Geschäftsführer am Standort Düsseldorf gegründet. Herr Decker leitete dort den Vertrieb. 1985 habe ich das Unternehmen verkauft. Damit erfolgte dann die Umfirmierung der Vertriebsgesellschaft in WESUMAT Fahrzeugwaschanlagen GmbH mit Standort in Augsburg.

Frage: Wie funktionierte der Vertrieb der Anlagen, bevor sie 1963 das Unternehmen gegründet haben?
Weigele: Zuerst gab es Versuche, im kleineren Stil die Produktion der Anlagen regional zu realisieren. Aufgrund der Nachfrage vergaben wir dann später aber die Lizenz für Produktion an Messerschmitt und den Vertrieb übernahm die Firma Bensch. Somit hatten wir Zeit für die Entwicklung der ersten Waschstraße.

Frage: Sie waren der Erfinder der ersten Waschanlage, die in eine Halle passte. Wer hat die Portalanlage wie sie in der heutigen Form bekannt ist, entwickelt?
Weigele: Die Form der heutigen Portalanlage stammte von Alois Nickl mit seinem Lizenznehmer Kleindienst, der das Modell der ersten fahrbaren Portalwaschanlage mit Bürsten entworfen hatte.

Frage: 1985 sind sie bei WESUMAT ausgestiegen. Wie viele Patente haben Sie in Ihrer aktiven Zeit zum Thema Autowäsche angemeldet?
Weigele: Das waren mehr als 200 Patente im In- und Ausland.

Frage: Wie oft waschen Sie Ihr Auto heutzutage in einer Waschanlage?
Weigele: Auch noch mit 81 Jahren wasche ich meine Autos mindestens einmal in der Woche in meinen eigens entwickelten zwei Anlagen, die verpachtet sind. Hier nutze ich jede Möglichkeit, um die Technik weiter voranzutreiben und eigene Ideen umzusetzen. Durch diese zwei Waschanlagen habe ich die Möglichkeit, fortlaufend an der Autowaschtechnik zu tüfteln.

WashTec Bildmaterial zu diesem Thema:

Bildunterschriften:
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So begann alles: Die erste vollautomatische Autowaschanlage von WESUMAT kreiste noch um das Fahrzeug herum. Foto: WashTec

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1963 entwickelte Kleindienst seine erste Drei-Bürsten-Anlage, deren Grunddesign bis heute aktuell geblieben ist. Foto: WashTec

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Auf der Interbrau-Messe ein echter „Hingucker: Kleindiensts erste Waschanlage für Nutzfahrzeuge. Foto: WashTec

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Waschanlagen-Pionier Gebhard Weigele im Jahr 2012. Foto: WashTec

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Text 50 Jahre:
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Portalanlagen, Waschstraßensysteme und SB-Waschplätze bilden die Angebotspalette der WashTec im PKW- und Nutzfahrzeugbereich. Abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse ermöglicht das modulare Konzept die optimale Ausrichtung an alle Kundenanforderungen. Mit über 700 Patenten ist WashTec nicht nur Markt- sondern auch Innovationsführer, täglich werden weltweit 20 Millionen Fahrzeuge in WashTec-Anlagen gewaschen. Das Unternehmen ist mittlerweile in 60 Ländern vertreten, allein in Deutschland gibt es 7.000 Standorte mit WashTec-Anlagen, weltweit betreut das Unternehmen insgesamt 20.000 Kunden.

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